BRETAGNE - URLAUB - SEA SALT & PAPER
- gelaswind
- 23. Jan. 2023
- 4 Min. Lesezeit


Wir haben Januar und der erste, der einzige ???, Urlaub des Jahres liegt hinter uns.
Unser Ziel war die Nordküste der Bretagne, irgendwo im nirgendwo zwischen Lannion und Morlaix.
Wunderbar!!!

Es hat jeden Tag geregnet.... es schien jeden Tag die Sonne.... Bretagne eben....
Dabei haben wir uns diesmal ganz gezielt den Winter ausgesucht, neugierig auf das, was uns dort erwartet. Unsere Liebe zu dieser Ecke Frankreichs (Nein, der Bretone fühlt sich nicht als Franzose!) begann vor einigen Jahren im Sommerurlaub in der Provence. Mein Mann stöberte gelangweilt durch die Literatur unseres Ferienhauses und fand einen "Commisaire Dupin" Krimi im Regal. Las ihn, fing an zu googeln und präsentierte kurz darauf ein Ferienhaus für's kommende Frühjahr.
Das ist mittlerweile 7 Jahre her und seitdem "verfolgen" wir Dupin's Morde, Restaurantbesuche und Dienstfahrten live und in Farbe vor Ort.
Am 22. Dezember ging es los, Gummistiefel, Regenjacken und zwei große Kisten mit Brettspielen und Weihnachtsgeschenken (Brettspiele.......?!), der Hund, die Kinder, Oma&Opa - was soll ich sagen, zwei Autos waren sehr schnell sehr voll!
Und dann waren wir da:
Grün, mild und salzig frisch!
Kleine Wanderungen auf dem Zöllnerpfad, Strandspaziergänge und ein wenig Shopping in den alten, verwinkelten Gassen der Altstadt von Morlaix.
Hier habe ich den ersten wunderschön dekorierten Blumenladen gefunden, der gleichzeitig Käsespezialitäten aus großen Vitrinen verkauft, sozusagen von der grünen Wiese. Eine wirklich merkwürdige Mischung, man steht vor einem großen Strauß Rosen und es riecht intensiv nach Käse, Ziegenkäse.....
Ein paar Gassen weiter dann ein Brettspielgeschäft, wie immer in Frankreich, sehr gut sortiert.
Ach, wofür das "Taschengeld" für Souvenirs ausgeben, wenn hier im Regal steht, was ich in Deutschland suche. Und so füllte sich die Tasche von ganz alleine............
Im Haus ein grandioser Ausblick Richtung Westen, 80m entfernt der menschenleeren Strand.
Ein perfekter Ausblick um bei einer Tasse Tee Regelhefte zu studieren oder gemeinsam zu spielen.
Und das haben wir wirklich ausgekostet:
morgens,
mittags
und abends.....
Ein neuer Schatz aus Morlaix musste auch direkt getestet werden:
SEA SALT & PAPER
Ein kleines Kartenspiel von Bruno Cathala und Théo Riviere, das es im Moment nur vom französischen Verlag Bombyx gibt. Es war auf der Messe in Essen 2022 ein kleiner Geheimtipp und ich hatte es bereits bei Freunden Probe gespielt.
Die Grafik der knapp 60 Spielkarten ist wirklich außergewöhnlich, denn das maritime Thema wird durch fotografierte Origamikunstwerke wunderschön illustriert. Und so sehen wir auf den Karten Fische, Boote, Pinguine und sogar Meerjungfrauen aus Papier. Man bekommt direkt noch Lust zu basteln.
Spielprinzip:
Zu Beginn einer Partie werden alle Karten gemischt und als Nachziehstapel bereit gelegt. Daneben kommen zwei aufgedeckt Karten als Grundlage zweier getrennter Ablagestapel. Sobald man im Uhrzeigersinn am Zug ist, muss man sich entscheiden entweder
- zwei verdeckte Karten ziehen, eine zu behalten und die andere auf einen der Ablagestapel zu legen
oder
- die oberste Karte von einem Ablagestapel zu nehmen
So baut man sich Runde für Runde eine Kartenhand auf bis das Spielende mit mindestens 7 Siegpunkte ausgerufen werden kann.
Und wo kommen dafür die Siegpunkte her?
Es gibt bei SEA SALT & PAPER verschiedene Kartentypen, die auch ganz unterschiedlich punkten.
Zuerst einmal Krabben, Fische, Schiffe und eine Kombi aus Hai und Schwimmer sind als Pärchen immer genau einen Punkt wert. Gleichzeitig erlauben sie beim Ausspielen zusätzlich eine Sonderaktion wie eine Karte zu ziehen, Karten zu "stehlen" oder noch einen Zug zu tätigen.
Nur diese Karten werden im laufenden Spiel ausgelegt und aktiviert.
Zusätzlich gibt es Karten, die am Spielende 1/2/3 Punkt pro Fisch, Schiff, Pinguin oder Matrose geben.
Eine andere Kategorie belohnt das Sammeln von Muscheln und Kraken. Dabei werden sie aber erst am Ende der Partie abgelegt und ihr Wert steigt mit der gesammelten Menge an.
Als letzten Kartentyp gibt es Meerjungfrauen, die 4 mal im Spiel vorkommen. Die Meerjungfrau belohnt die häufigste Hintergrundfarbe aller Karten am Spielende. Besitzt jemand alle 4 Karten, gewinnt er sofort.
Bis hierhin hört sich nach einem recht beliebigen Kartenspiel an, wäre da nicht der Twist beim Beenden einer Runde.
Sobald jemand am Tisch die erforderliche Mindestmenge von 7 Punkten gesammelt hat , kann man das Spiel beenden, indem man:
STOP sagt und alle Spielenden sofort die Punkte ihrer Karten auf dem Tisch und der Hand auszählen
LETZTE CHANCE sagt und auf den eigenen Sieg wettet. Alle anderen haben noch einen letzten Zug. Hat man danach immernoch die meisten Punkte oder ist punktgleich, gilt die Wette als gewonnen.
Und hier kann man sich auf dem Wertungsblock rasend schnell von den Mitspielenden absetzen ODER aber überholt werden, denn es wird je nach Ergebnis unterschiedlich ausgewertet.
Bei Sieg:
Alle Karten auf Tisch und Hand auszählen UND zusätzlich 1 Punkt pro häufigster Hintergrundfarbe (Farbbonus)
Die anderen am Tisch zählen nur den Farbbonus.
Bei Niederlage:
Nur den Farbbonus zählen ABER die anderen dürfen stattdessen ihre Kartenwerte auszählen.
Fazit:
Dieser kleine Wertungskniff hat uns immer wieder begeistert. War man sich doch sicher eine "ganz starke" Hand zu haben, hatte die Züge der anderen belauert und genau beobachtet, wer, was aufgenommen hatte, um dann festzustellen dass es einfach nicht reicht....... Frust oder Triumph ganz nah beieinander!
So erlaubt uns die Kombo aus Hai und Schwimmer im Spiel eine beliebige Karte aus der Kartenhand anderer zu "stehlen", Schadenfreude und Geheimniskrämerei gehören deshalb fest zur Interaktion. Ich neige dazu, jede Runde meine Hand krampfhaft umzusortieren, um die anderen zu verwirren......... vielleicht etwas Paranoia aber egal :-)
Und mal ehrlich, sind die Pinguine nicht niedlich? Ich war sofort verliebt in jede einzelne Karte!
Neben der außergewöhnlichen Grafik findet man eine klare Symbolsprache, was es für alle sehr schnell umsetzbar gemacht hat. Die Anleitung ist zwar im Moment nur auf Englisch und Französisch vorhanden, lässt aber eigentlich keine Fragen offen, minimalistisch aufgeräumt ist alles klar dargestellt und beschrieben.
Das "Nochmal-Gefühl" bei uns war auf jeden Fall da.
Ganz prima! Das Spiel wird uns nicht so schnell verlassen.
Einen einzigen Wehmutstropfen hinterlässt es aber bei mir trotzdem:
Der Karton ist sehr, sehr klein, was sicherlich gut für das Platzmanagement im Spieleregal, einen äußerst moderaten Preis und die Umwelt ist
ABER
Ich sleeve alle viel gespielten Karten und diese brauchen auch einen Schutz, sie sind nur "okay". Und jetzt steht der Spielekarton dekorativ leer auf dem Regal und die Karten liegen in einer alten Exitbox wenig dekorativ gaaaaaanz hinten im Fach. Leider zu klein, da hätten ein paar Millimeter Schachtelmaß geholfen.
Schade!
Funfact:
Hier im Nordwesten der Bretagne lebt im Oceanopolis in Brest die größte Pinguinsiedlung Europas.
Außerdem begegnet uns überall der Papageientaucher, live und auf vielen Häuserfronten auch in Farbe. Hier z. B. auf der Außenwand der Whiskybrennerei Warenghem in Lannion. Sehr nette und hochprozentige Führungen und Verkostung in Deutsch.
Ein gutes Frühstück vorher ist zu emfehlen :-)
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