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STARKE FRAUEN IN DER SZENE: Michaela Blume

  • gelaswind
  • 7. März
  • 5 Min. Lesezeit

Eine Frage hat mich in der Vorbereitung dieser Reihe besonders bewegt:

Wem und warum möchte ich hier eine Stimme geben?

Muss man dafür beruflich Teil der Branche sein?

Muss man sich auf sozialen Medien als Influencer betätigen?

Ich glaube nicht!


Der Fussball feiert sprichwörtlich mit dem 12. Mann seine Fans als must-have für den Erfolg einer Mannschaft.

Die Brettspielbranche lebt genauso von einer Vielzahl an enthusiastischen Spielerinnen und Spielern, die ihre Begeisterung im privaten Umfeld teilen und leben.

Dazu gehört oft neben einer viel zu große Sammlung im eigenen Zuhause auch ein Austausch in der Community im Netz und auf Veranstaltungen.


Michaela habe ich vor Jahren genau dort kennengelernt.

Ich habe mein ganzes Leben gespielt, war aber nie mehr als der Zuschauer vor dem Schaufenster bis mir meine Familie eine Patreonmitgliedschaft bei Hunter&Cron unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte. Kurz darauf saß ich in einem online Communitytreff und dachte "Warum? Ich will doch nur spielen!"

In diesem Wirbel aus fremden Menschen sind mir wenige in Erinnerung geblieben, Michaela ist eine davon.

Kommunikativ, besonnen, selbstsicher ist bei mir hängen geblieben und genauso ist sie ein paar Jahre später beim Hotelfrühstück nach einem sehr holprigen ersten Abend der BerlinCon Library und reichlich Kritik im Umfeld mit mir ins Gespräch gekommen, angenehm!



Sie ist in den ganzen Jahren ein fester Teil der Hunter&Cron Community gewesen, hat die Con's tatkräftig vor Ort vom Aufbau bis Glücksrad unterstützt und ist seit 2022 als Gründungsmitglied des Vereins "Blick aufs Brett e. V." tätig.

Der Verein verwaltet und betreut die Spieleausleihe, organisiert den Ablauf und die Erneuerung der Bestände mit dem Ziel gemeinsames Spielen auf möglichst breiter Ebene anzubieten und zu unterstützen.


Herzlich Willkommen MICHAELA BLUME!


Es ist Sonntagmorgen, Endspurt der BerlinCon '24, und wir sitzen zusammen im Gang des Estrel's am Fenster.

Obwohl die Hallen seit Tagen brodeln stellt sich jetzt eine lockere Ruhe ein, Michaela schaut mich konzentriert an und wir legen los.


THIS or THAT?

Wie startest Du am liebsten in den Tag, Vollkornbrot oder Baguette ?

"Baguette mit Butter" antwortet sie, finde ich auch lecker.

Podcast oder Buch?

"Beides"

Regeln lesen oder Youtube Video?

"Sehr gerne Youtube, die Details danach"


Diese Antworten kamen alle ganz schnell, ganz kurz deshalb will ich etwas mehr erfahren.

Würdest Du sagen, dass Du eine Spiele-Bibliothek zuhause hast? Jetzt lacht sie, " Ja, das könnte man sagen, manche fragen auch beim ersten Besuch, ob ich Spiele verkaufe..."

Dann bist Du Sammler oder eher Spielerin?

"Ich bin beides. Es gibt Autoren wie Uwe Rosenberg, da habe ich nicht alle aber fast alle Spiele. Ich mag das alte grafische Design seiner Spiele."

Hier unterbrechen ich sie kurz. Dein Lieblingsspiele von ihm ist Caverna, habe ich gehört.

Welches Volk magst Du am liebsten spielen?

"Die Dunkelelfen"

Das gefällt mir, Caverna steht hier neben Loyang ganz weit vorne auf meiner Rosenberg Hitliste.

Michaela fährt fort, denn Uwe Rosenberg ist nicht ihr einziger Favorit.

"Das gleiche gilt für David Turczi und Stefan Feld, wobei ich die Feld Collection etwas übertrieben finde.

Es gibt einfach Autoren, da möchte ich die Spiele nicht dauernd spielen aber ich möchte sie haben. Shem Philipps zum Beispiel, die spielen sich cool und sehen toll aus. Optik ist mir hier auch wichtig. Und bei Titeln wie Everdell oder Flügelschlag mag ich gerne zusätzlich gepimpte Komponenten.

Trotzdem geht das Sammeln nicht bedingungslos weiter. Tatsächlich habe ich gerade den Punkt erreicht, wo ich dachte: Jetzt ist es genug!

Ich brauche nicht noch mehr Spiele, sondern muss aussortieren und fokussierter Kaufen. "

Inseressant, wer kennt diesen Gedanken nicht? Deshalb will ich wissen, wieviel Raum, nicht Platz, nimmt das Brettspielen in ihrem Leben ein?

" Och, einen ziemlich großen Raum. In letzter Zeit waren es zwar einmal wieder mehr Bücher aber es vergeht kein Tag ohne, Spielen, Minis bemalen, Videos uf Youtube oder aber der Austausch mit anderen. Es ist immer im Kopf....."


In den letzten Monaten haben Michaela und ich noch einen weiteren gemeinsamen Treffpunkt, den Discord Kanal des Einzelspiel Podcasts von Peter und Christian. Die nächste Frage liegt also nahe:

Solo - ein Muss oder Notlösung?

" Nein, ein Muss! ", kommt sofort ganz entschieden. " Ich tüftle gerne, denke in Ruhe nach und es ist ein gutes Gefühl sich Zeit zu lassen. Es gab auch schon eine Zeit, da hab ich es nicht untergebracht. Da war es mir irgendwann ein Bedürfnis. Verrückt, denkt man vielleicht, aber Spielen hat solo noch eine andere Qualität. "

Dieser Position kann ich nur zustimmen, Solospielen ist ein Privileg!

Spontan will ich jetzt wissen, ist Solo das bessere Koop?

" Nein, in Spielen mit Story brauche ich jemand, mit dem ich das Erlebte teile, bei dem ich mitfiebern kann. Arkham lebt von den Menschen am Tisch, Spirit Island dagegen ist solo so toll. Aber es ist auch eher ein Logikpuzzle zum Tüfteln."

Mein Blick fällt auf die Menschenströme nur wenige Meter von uns entfernt zu den Spieltischen und ich frage neugierig: Vom Patron zum Helfer zum Macher, was treibt Dich an? Warum bist Du nicht einfach Konsument geblieben?

" Ich finde die Community schön, das kooperative Element mit Leuten etwas zusammen zu machen. Das Medium Brettspiel liegt mir am Herzen, in der Spieleausleihe kann ich das anderen nahe bringen, Leute ins Hobby holen, Empfehlungen geben und außerdem ist es cool gewesen.

Man ist den Stars (sie grinst ganz breit) unserer kleinen Szene irgendwie näher, hat Kontakt dazu, lernt sie besser kennen und stellt fest, die meisten sind absolut authentisch. Das fand ich cool und das finde ich immer noch cool."

Etwas provokant komme ich in der nächsten Frage auf mein Grundthema zurück. In diesem Interview geht es um Frauen in der Szene. Wie kommst Du dabei zum Beispiel am Tresen rüber? Ich weiß, dass Du Titel wie Gloomhaven durchkloppst, aber wir beide sind ja nicht der Prototyp Mensch, an den sich ein 20-jähriger mit Jogginghose am Tresen wendet, der etwas zu Gloomhaven wissen will.

- Lachpause, Selbstironie gibt's hier reichlich auf unserer Sitzbank -

Gibt es Vorurteile?

"Nö, die Leute am Tresen sind einfach froh, wenn ich ihr Spiel schnell finde. Aber außerhalb von hier habe ich oft intensiven Kontakt zu jungen Menschen. Ich bin Psychotherapeutin und leite viele Seminare und Selbsterfahrungskurse. Da gibt es dann Kollegen und Mitspielende, die sind beim Thema Spielegeschmack recht erstaunt. Aber das ist eher mein Alter als das Frau-Sein.

Generell denke ich über Diskriminierung im Alltag selten nach. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Spieleszene wenig Geschlechterdiskriminierung gibt.

Am Spieltisch ist es sowieso völlig egal, gerade das ist das tolle an unserem Hobby! "


Für mich trifft Michaela damit den Nagel auf den Kopf. Alt oder jung, weiblich oder männlich, hetero oder LGBT, diese Kategorien sehe ich nicht am Tisch.

Spiele verbinden, bauen Vorurteile und äußere Abgrenzungen ab und bringen uns dazu Problemstellungen flexibel und möglichst innovativ zu lösen, mal miteinander, mal in Konkurrenz zueinander.


Ich sage DANKESCHÖN und freue mich auf den nächsten gemeinsamen Plausch :-)





 
 
 

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