Harmonie am Tisch
- gelaswind
- 3. Juli 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Aug. 2022

Die meisten meiner Spiele sind an unserem Esstisch untergebracht, zumindest meint jeder es sei unser Esstisch, für mich ist es einfach MEIN Tisch. Esstisch, Spieltisch, Treffpunkt.....und Ruhepol.
Und so sitze ich dann oft an meiner Insel im Familientrubel und werfe einen Blick ins Regal. Dabei fiel mir erst gestern auf, wieviel Boxen mit asiatischem Flair dort stehen. Komisch, denn eigentlich habe ich gar keine besondere Affinität zu Asien. (Ich gehe mal davon aus, dass 1 x pro Woche Asia Take-away kein Kriterium sind.....)
Die Spiele bestechen bis auf eines (Laternenfest von Pegasus) alle durch ihre Grafik, haben aber spielerisch wenig miteinander gemeinsam.
Heute möchte ich mir mit Euch KANAGAWA von Bruno Cathala und Charles Chevalier näher anschauen. Es erschien 2016 bei Iello und wurde mit wunderschöner Aquarellmalerei von Jade Mosch illustriert. 2019 erschien dann noch die Erweiterungsbox YOKAI, sie fügt sich problemlos ein und bereichert das Spiel. Da es keine Hürde beim Einstieg darstellt, ist das Material bei mir in der Grundbox gleichberechtigt einsortiert.
Eingebettet wurde das Spiel in das Japan in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Malschüler versuchst Du den Großmeister Hokusai mit Deinen Gemälden zu beeindrucken.
Ist es nicht schön?!

Das Spielprinzip:
Das Spiel besteht aus zweigeteilt Karten, die entweder aneinander gelegt ein fortlaufendes Motiv bilden oder eine Funktion haben.

Auf ihrer Rückseite erkennt man, welcher Motivgruppe eine Karte angehört (Personen, Tiere, Bäume, Gebäude etc.). Es gibt insgesamt 7 Motive, wobei von den 3 Typen der Erweiterung nur jeweils ein Teil eingemischt wird.

Durch das Sammeln von geforderten Sets erwirtschaftet man Siegpunkte, die Siegbedingungen haben besonders durch die Erweiterung viel Varianz. Hier nur eine kleine Auswahl, Ihre Bedingungen orientieren sich an den Grundfunktionen des Spiels und den Motiven.

In der Tischmitte liegt eine Bambusmatte zur allgemeinen Kartenauslage pro Runde, dabei werden manche offen andere verdeckt ausgelegt.
In jeder Runde wird pro Mitspieler eine Karte in einer Reihe ausgelegt. Reihum können sich alle entscheiden eine Spalte zu nehmen oder noch eine weitere Reihe darunter legen zu lassen. Dadurch liegen dann aber auch für die Mitspieler mehr Karten zur Wahl, oft eine etwas knifflige Überlegung.
Genommen wird also in Spalten, spätestens nach der Auslage der 3. Reihe.
Um Karten in die Motivreihe legen zu können, müssen sie durch die zuvor gesammelten Karten der Funktionsreihe freigeschaltet werden. Durch kleine Holzpinsel (als Worker) nutzt man die Felder der Karten in jeder Runde nach Bedarf. Kann man geforderte Farben der Motive z. B. nicht vorweisen, kann man das Bild eben auch nicht malen.
Am Ende jeder Runde werden die Siegbedingungen sowie die Belohnungen für neu erworbene Sets kontrolliert.
Darum mag ich das Spiel so gerne:
Typisch für Iello ist das Spiel sehr hochwertig mit außergewöhnlichen Holzkomponenten und kleiner Bambusmatte ausgestattet. Die Karten sind auf der Gemäldeseite wunderschön illustriert und haben eine schlichte, klare Ikonografie auf der Atelierseite.
Das Spiel soll für 2-4 Spielende angelegt sein, doch kann es erst mit dem 3. Spielenden (besser noch zu viert) den Twist des Nehmens und damit auch vom gegenseitigen (Miss-) Gönnen entfalten. Zu zweit bleibt es hier deshalb im Regal!
Weil das Spielende durch die Anzahl der Karten im Gemälde getriggert wird, muss man die Auslage der Gegenspieler ständig im Auge haben und abwägen, ob man eine Kartenspalte nimmt, weil man eine Funktion benötigt, ein Motiv ein Set vervollständigt oder aber ein Gegenspieler selbst nicht zum Zug kommt. Dabei steuern die unterschiedlichen Motivgruppen, die man zu Beginn aussucht, die Interaktivität.
Da in jeder Reihe auch Karten verdeckt ausgelegt werden, kann man eben auch einfach Pech haben und z. B. eine Tierart doppelt ziehen. Wir haben dies aber nie als negativ empfunden. Eine Partie dauert zu dritt ca. 30 min. und es macht einfach Spaß mehrere Partien mit wechselnden Sets hintereinander zu spielen.
Das Spiel läuft gefühlt langsam an aber endet dann immer recht plötzlich, sobald ein Spieler 11 Motivkarten ausgelegt hat bzw. der Kartenstapel leer ist.
Die Siegpunktesets können immer in 2 oder 3 Stärken gesammelt werden, erfüllt man am Ende der Runde jedoch eine Bedingung, muss man die Punktekarte nehmen und darf das höhere Ziel nicht mehr erfüllen. Das bewirkt regelmäßig , dass ein Spieler, der zu Anfang eher etwas schlechter ins Spiel gestartet ist, dann zum Ende die liegen gebliebenen hohen Belohnungen abkassiert und doch noch aufholt.
Bei uns hat sich mittlerweile eine Hausregel eingeschlichen um einen längeren Spielspaß pro Partie zu haben. Wir mischen ein Motivset mehr ein, Ziele werden dadurch etwas schwieriger zu schaffen, und erhöhen die Endkartenzahl auf 13.
In der Erweiterung sind 2 Motive mit den namensgebenden Yokaigeistern als Funktion versehen. Sie geben Minuspunkte und werden untereinander weitergegeben ähnlich der Riesen bei der Erweiterung von Kingdomino. In Runden mit Kindern nutzen wir ( in beiden Spielen) dieses destruktive Element eher nicht.
Rundum gefällt uns KANAGAWA sehr gut, man erlebt keinen epischen Spieleabend sondern kann gemütlich zusammensitzen und etwas zusammen zocken. Die Interaktion ist trotz der Konzentration auf die eigene Auslage immer da, je nach Motiv dabei mit einer kleinen Portion Schadenfreude.
Auf jeden Fall bleibt dieses Spiel in meinem Regal!
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