Harmonisch, Herausfordernd, Herausragend........aber am liebsten solo
- gelaswind
- 25. Mai 2024
- 4 Min. Lesezeit

Ein letzter Geburtstagsgutschein, ein tolles Cover und ganz viel Hype in Social Media.....so wanderte HARMONIES von Libellud vor kurzem in meine Handtasche.
Das Spiel des französischen Autors Johann Benvenuto erschien gerade bei Libellud. Das grafische Design kommt von Maeva da Silva.
Auf den ersten Blick macht die Box mich glücklich:
nicht zu groß, Regalplatz ist wertvoll!
plakative Tiergrafik in einer tollen Farbpalette warmer, freundlicher Farben
Ein praktisches Inlay mit Klappdeckel über den kleineren Fächern
120 Holztoken in 6 Farben (mit Musterdruck für Farbenblinde), die sich anfühlen wie kleine Handschmeichler
ein großer Stoffbeutel
Aber schaut man genauer hin, sind leider die Karten und Spielbretter alle gewölbt. Und so mussten die Bretter alle geplättet werden, die Karten sind matt bedruckt und wanderten deshalb sowieso bei mir in Sleeves, wo sie jetzt glatt liegen. Außerdem hat das Spiel bei mir einen schöneren Beutel verdient. Wofür hat man Kids mit Nähmaschine?
Spielerisch wurde es dann eine Liebe auf den zweiten Blick,
aber zuerst das.......... Spielprinzip:
Durch die bunten Spielsteine entstehen auf dem eigenen Spielbrett Landschaften, auf denen sich dann Tiere in ihrem Lebensraum ansiedeln sollen.
Das hört sich sehr thematisch an, spielt sich aber eher wie ein Logikpuzzle, denn
ganz kurz gefasst bedeutet es:

Nimm drei zufällig gezogene Spielsteine aus der Marktauslage.
Im Mehrpersonenspiel wählt man aus 5, im Solo aus jeweils 3 ausliegenden Kombis.
Dabei sind die Farben im Beutel unterschiedlich oft vertreten. Während rot nur 15x vorkommt, sind grau und blau sogar 23x vorhanden.
Für jede Landschaft also Farbe gibt es allgemeine Regeln zum Legen und später zum Punkten bei Spielende. Allein die Wasserplättchen punkten je nach Vorder- oder Rückseite des Spielbretts unterschiedlich.
Neben den Steinen, darf man von der allgemeinen Auslage im eigenen Zug eine Tierkarte nehmen und an das eigene Spielbrett legen. Dort sind maximal vier Plätze vorgesehen.

Plaziere die Steine nach den Legeregeln auf der eigenen Landschaftskarte und erfülle so möglichst schnell die Anforderungen der Tierarten um Siegpunkte zu generieren. Dabei hat jedes Tier sein eigenes Landschaftsmuster, das gelegt werden muss. Sobald etwas erfüllt ist, wird ein kleiner Plastikwürfel von der Karte auf einen festgelegten Stein des Musters gelegt.
Die Tierarten können unterschiedlich oft erfüllt werden und bringen dann jedes Mal mehr Siegpunkte für die Abrechnung. Sind alle Würfel plaziert, macht das Tier den Platz für eine neue Karte frei.
Zusätzlich gibt es zahlreiche Tiergeistkarten, die einzelne Geländearten stärker oder sogar entgegen der allgemeinen Legeregeln belohnen. Vor Spielbeginn sucht man sich einen eigenen Charakter aus und muss ihn auch bis Spielende erfüllt haben, damit er Vorteile bringt.

Solo Aufbau nach vier Zügen.....
Genau solche Logikpuzzle holen mich ab, besonders aber in der Verbindung mit einem Legespiel.
Meine Erwartungen waren entsprechend hoch.
Zum Kennenlernen landete HARMONIES im Solomodus zuerst nur vier Mal auf meinem Tisch, um dann festzustellen, dass mich die Highscorejagd der Spielregeln nicht zum Weiterspielen animierte. Es fühlte sich nett aber etwas ziellos an. Die Spielstein- und Kartenauslage bestimmte recht glückslastig den Punktestand jeder Partie.
Naheliegend also HARMONIES im Mehrspielerspiel zu versuchen. Erste Dreierpartien mit Vielspielern floppten leider auch. Alle fanden den Mechanismus klasse, aber es zeichnete sich ab, dass sich schnell eine Knappheit einer Farbe einstellte und jeweils ein Mitspieler:in weit abgeschlagen punktete, da die anderen zwei immer die gesuchte Farbe vorher abgriffen. Besonders deutlich wurde es, wenn die Tiergeistkarten ähnliche Kombinationen forderten.
Aber ich wollte dieses Spiel doch mögen!
Der Karton hatte es mir wirklich angetan.......
Deshalb wanderte es nun wieder in meine Handtasche und durfte zum Training meiner Tochter mitfahren. Hier hat sich in den letzten Monaten eine kleine Gruppe gebildet, die unerfahren aber gerne spielt. Parallel geisterte bereits ein kleiner Hype durch die SocialMedia Plattformen,
die HARMONIES als Kandidat für das Spiel des Jahres sahen. Genau das richtige in dieser Runde, dachte ich....... Und wurde wieder enttäuscht......ein Puzzle sei es, ja, aber ein langweiliges..... Grafik wie ein Kinderspiel......
Puh, was für ein schwerer Start!
Mittlerweile hatte HARMONIES bereits den Weg in die Solo Diskussionen des EINZELSPIEL Discords gefunden. Peter Schmähler und Christian Marx bringen den kleinen aber sehr feinen Podcast mit zugehörigem Discordchannel heraus. Hier geht es um Solo-Spiele/Spielen und wunderbar aufbereitete Metathemen rund um unser Hobby. Meine liebste Folge ist immer noch:
Folge 3: Schachteln
Ein Metathema das den Blick in mein Regal verändert hat :-)
Aber auch persönlichere Themen wie aktuell z. B. "Scham im Hobby" rühren für mich sehr intensiv am Kern der Community - nämlich den einzelnen Menschen. Meinungen und Perspektiven werden in dieser Gruppe intensiv diskutiert und bereichern meinen eigenen Blickwinkel oft sehr!
DANKESCHÖN @everyone outside!
Und für alle anderen da draußen: Hört mal rein!
Und genau von hier kam der Input für eine Kampagne, die aus einem netten Solospiel eine echte Herausforderung gemacht hat!
"MELODIES - a solo campaign for harmonies" wurde von Peter aka lovelace@BGG erdacht und im Discord rege diskutiert. Auf Boardgamegeek ist MELODIES zu finden, grafisch in Szene gesetzt von Schnutenmel.
In 15 Szenarien werden meist drei Karten (Tier und Tiergeister) sowie die Spielbrettseite vorgegeben, die vollständig erfüllt werden müssen. Je nach Endergebnis kann man den Bronze, Silber oder Goldstandard erfüllen.
Und so hangeln ich mich momentan von "the sky is the limit" zu "welcome to the jungle".

Das Spielgefühl hat sich dabei extrem verändert. Durch die vorgegeben Startkarten gibt es einen Focus, die Kombinationen gefallen mir gut und sorgen für ständiges Neuorientieren meinerseits.
Neu hinzu gekommen ist die Sonderregelung des kompletten Austauschs der Steinauslage einmalig im Spiel. Hier den richtigen Moment zu finden ist gar nicht so einfach. Gleichzeitig nimmt es aber die Ausweglosigkeit wenn im letzten Zug einfach nicht die richtige Auswahl zur Verfügung steht. Der kleine Lichtblick, den das Spielerherz braucht, um die Niederlage einzustecken und das Spiel neu aufzubauen, wenn es nicht klappt. Gefällt mir sehr gut.
Insbesondere Szenario 5, das erst mit dem völligen Leeren des Säckchens endet, braucht diese Sonderregel dringend.
Und so hatte HARMONIES hier also einen grandiosen Einzug, einen schweren Stand und zu guter Letzt ein Happy End auf dem Tisch.
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